Kintsugi: Die Kunst, aus Brüchen neue Schönheit und Stärke zu gewinnen, mit Narben aus Gold.

Die Kunst, Zerbrochenem wieder neues Leben einzuhauchen.

Als ich das erste Mal von Kintsugi gehört habe, war ich von der Art der Reparatur und der dahinterstehenden Philosophie sofort fasziniert.

Kintsugi ist eine von langer Tradition geprägte japanische Methode, zerbrochene Keramik zu reparieren. Dabei wird nicht versucht, die augenscheinlichen Makel der Reparatur zu verbergen. Vielmehr stellt es diese durch die Verwendung von Goldpigmenten im Lack in den Vordergrund. Es wird eine völlig neue Schönheit erschaffen, mit großer Wertschätzung gegenüber dem ursprünglichen Objekt.

Die einst gebrochenen Stücke werden glatt und geschmeidig zusammengefügt und ergänzen sich zu einem neuen Ganzen. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass alle Dinge einzigartig sind, ein Zerbrechen nicht das Ende ist. Gelingt die Reparatur kunstvoll, mit viel Liebe und Aufmerksamkeit, wird aus Zerbrochenem und Unvollkommenen ein stärkeres, neues Kunstwerk erschaffen. Und das will gefeiert werden!

In der Kintsugi Philosophie liegt eine Abkehr zum allgegenwärtigen Perfektionismus und der vermeintlich erstrebenswerten, äußeren Schönheit. Es braucht Mut, sich dem Zerbrechen zu stellen und sich auf einen längeren Reparaturprozess einzulassen. Denn die Reparatur benötigt Wochen und Monate und beinhaltet längere Ruhephasen. Kintsugi verlangt eine Haltung von Geduld, Aufmerksamkeit und Sorgfalt für den Prozess.

 

„In der Kintsugi Philosophie können wir Zugänge zu unseren eigenen Lebensgeschichten finden und neue und auch heilsame Perspektiven für unsere Lebensentwürfe entdecken.“  -  Motoki Tonn

 

Die Vorstellung, dass Brüche und Risse wertvolle Teile unserer eigenen Geschichte, unserer Persönlichkeit sind, wirkt versöhnlich auf mich. Und wir brauchen sie nicht zu verstecken oder zu ignorieren. Vielmehr können sie uns unterstützen, unsere Schwächen und Fehler zu akzeptieren. Sie erinnern uns daran, dass sie Teil unserer individuellen Schönheit, unseres Selbstwertes sind.

Das Mosaik aus Vergangenem und Neuem kann eine Quelle für unsere psychische Widerstandsfähigkeit sein. Unsere Fähigkeit stärken, schwierige Zeiten zu überstehen und uns von Rückschlägen zu erholen.

Wenn etwas zerbricht, können wir ungeahnte Schätze entdecken, die zuvor im Inneren verborgen waren. Die Puzzleteile unseres Lebens, die zuvor zusammenhangslos wirkten, ergeben nun ein sinniges Bild. Das Alte wird in etwas Neues transformiert und zugleich bleibt die alte Form in den Grundzügen erhalten und erfährt Würdigung.

 

„Die Kintsugi Kunst fragt uns an, still zu werden, Geduld zu üben – zu warten und zu beobachten. Sie zeigt uns, dass Narben nur langsam heilen. Zugleich können wir in dem Prozess neue Perspektiven gewinnen. Kintsugi kann uns auch lehren, Schönheit neu zu verstehen.“  -  Motoki Tonn

 

Kintsugi zeigt uns, dass wir auch aus zerbrochenen Teilen etwas Schönes und Wertvolles erschaffen können. Es ist kein einfacher oder schneller Prozess. Es erfordert Geduld, Hingabe und die Bereitschaft, sich mit den eigenen Lebensbrüchen und Verletzungen auseinanderzusetzen. Stellen wir uns jedoch dieser Herausforderung, können wir lernen, uns selbst auf eine neue Art und Weise zu akzeptieren und zu schätzen . . . vielleicht sogar uns selbst zu lieben.

Unsere Lebenserfahrungen in einem neuen, goldenen Licht zu sehen.

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